Darf man noch "Eskimo" sagen?
Leser fragen – Warum! antwortet: Warum wir uns entschieden haben, in unserem Magazin den Begriff "Eskimo" zu benutzen.
Leser André hat uns darauf hingewiesen, dass wir in unserer aktuellen Ausgabe (S. 17) “Eskimo” schreiben, obwohl das ein Schimpfwort sei und man heute "Inuit" sagen müsse. Der Einwand ist sehr berechtigt. Wir hatten ihn selbst im Kopf. Und weil wir natürlich niemanden diskriminieren wollen, haben wir lieber vorher noch mal nachgeschaut.
Immer wieder wird gefordert, die als "Eskimos" bezeichneten Volksgruppen des hohen Nordens grundsätzlich als “Inuit” zu bezeichnen. Dies wird meist damit begründet, dass "Eskimo" übersetzt “Rohfleischesser” bedeute und ursprünglich eine abwertende Fremdbezeichnung gewesen sei. Tatsächlich aber gilt diese Bedeutung des Wortes "Eskimo" sprachwissenschaftlich inzwischen als widerlegt; vielmehr stamme es aus einer nordostamerikanischen Algonkin-Sprache und bedeutete ursprünglich “Schneeschuhflechter” und stellt damit rein bedeutungsgeschichtlich keine Beleidigung dar. Dennoch ist es ein Begriff, der als Sammelbezeichnung von den Kolonialisten eingeführt wurde, und daher von manchen Stämmen abgelehnt wird. Andere hingegen, insbesondere in Alaska, haben ihn angenommen und möchten wiederum nicht als "Inuit" bezeichnet werden.
Die indigenen Völker selbst bezeichnen sich als "Mensch" – in der Sprache des jeweiligen Stammes kann das “Inuit” heißen, aber auch "Yupik", "Kalaallit" oder "Inupiat". Mit der Bezeichnung “Inuit” identifizieren sich also gar nicht alle Eskimos, sondern lediglich eine ihrer großen Volksgruppen. Dies war für uns ausschlaggebend dafür, den herkömmlichen Sammelbegriff "Eskimo" zu verwenden. Denn wir haben das so verstanden, dass nur von "Inuit" zu sprechen ähnlich wäre, wie wenn man alle Indianer "Sioux" nennen würde.
Wobei: auch der Begriff "Indianer" gilt heute in den USA als politisch nicht korrekt, statt dessen wird meist "indigene Völker Nordamerikas" gesagt. Vielleicht wäre es also am korrektesten, wenn man die Eskimos als "indigene Völker des nördlichen Polargebiets" bezeichnen würde. Fragt sich, ob dann noch alle wissen, wovon eigentlich die Rede ist…
In jedem Fall finden wir es sehr wichtig, in Bezug auf Sprache sensibel zu sein – gerade wenn man vor Kindern spricht. Es ist immer ein Zeichen von Respekt, Bezeichnungen nicht mehr zu verwenden, wenn sie von den Betroffenen als diskriminierend empfunden werden und es gute Alternativen gibt. Wenn man einen Sammelbegriff sucht, den zudem "jedes Kind versteht", fehlen die Alternativen für eine stammübergreifende Sammelbezeichnung im Fall der Eskimos allerdings. Da es hier aber sogar Inuit-Verbände gibt, die sich selbst auch ganz offiziell als "Eskimos" bezeichnen, hat uns das in der Abwägung "eventuell verletzter Gefühle" versus "Eindeutigkeit der Sprache" bestärkt, das altbekannte Wort zu verwenden. Vielleicht seht Ihr das aber ganz anders – dann würde uns Eure Meinung sehr interessieren!
Kommentare
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