Wie wird unser Schlitten zum Superrenner?
So tunt Ihr Euren Holzschlitten in sechs Schritten – für das perfekte Rodelvergnügen und besonders rasante Abfahrten
Wenn der erste Schnee fällt, darf endlich der Schlitten aus dem Keller! Ab geht’s auf den nächsten Hügel oder steilen Hang – und mit Karacho wieder hinunter. Für den bloßen Geschwindigkeitsrausch reicht zwar oft schon eine Plastiktüte, aber ein richtiger Schlitten schont nicht nur den Hosenboden: Auf ihm kann man auch mit mehreren zusammen rodeln, und bei einem ausgedehnten Winterspaziergang dient er als Buggy-Ersatz. Für Kinder und Familien empfiehlt sich ein klassischer Holzschlitten, da dieser preisgünstig und robust ist. Außerdem reichen wenige Handgriffe, um ihn zu „tunen“ und mit Fantasie zu verschönern. So erhält man am Ende einen ganz persönlichen Schlitten, an dem man sogar beim Ziehen noch Freude hat.
Schlitten-Tuning für Schneepiloten
1. Schritt: Schleifen
Entscheidend für eine hohe Geschwindigkeit und trotzdem gute Kontrolle während der Fahrt ist der Zustand der Schienen unter den Kufen. Gerade wenn der Schlitten länger gestanden hat, bildet sich oft Rost, der auf jeden Fall runter muss. Dafür braucht man nur etwas Schleifpapier mit grober Körnung (etwa 40 bis 80), mit dem man die Kufen gleichmäßig abschleift.
Am besten stellt man den Schlitten kopfüber auf die Sitzfläche. Wichtig ist, dass man immer in Laufrichtung des Schlittens schleift, also von vorne nach hinten. Man arbeitet mit leichtem Druck und zieht jedes Mal lang durch, um Unregelmäßigkeiten zu vermeiden. Nach dem Abschleifen sollte man noch mit Stahlwolle über die Kufen gehen, um Staub und Schleifreste zu entfernen.
2. Schritt: Wachsen
Mit Wachs wird der Schlitten noch ein wenig schneller, denn es verschließt auch kleinste Unebenheiten in vielbenutzten Schlittenschienen. Verwenden kann man handelsübliche Wachspaste oder Skiwachs. Sollte beides nicht zur Hand sein, tut es auch der Stummel einer alten Kerze.
Man dreht den Schlitten wie beim Schleifen um und wischt zunächst die Kufen mit einem Tuch ab, um Feuchtigkeit und Staub zu entfernen. Dann trägt man das Wachs gleichmäßig auf, wobei eine dünne, gleichmäßige Schicht entstehen sollte, denn zuviel Wachs bremst den Schlitten. Deshalb bürstet man überschüssiges Wachs am Ende mit einer speziellen Skibürste oder, falls nicht vorhanden, nicht zu harten Hand- oder Schuhbürste wieder ab. Dabei geht man mit der Bürste gleichmäßig und in einem Zug über die Kufen. Durch das Bürsten bildet sich auch eine feine Struktur in der Wachsschicht, die wiederum verhindert, dass die Schienen zu glatt werden.
Tipp: Durch das Wachs werden die Schienen außerdem gepflegt, denn es schützt sie vor Feuchtigkeit und Rost. Es ist daher empfehlenswert, den Schlitten nach jedem Rodeltrip kurz abzutrocknen und einzuwachsen.
Nicht zu glatt schleifen!
Beim Schleifen gilt: Je niedriger die Temperatur draußen ist, desto feiner sollte die Körnung des Schleifpapiers sein. Allerdings darf man die Schienen nie spiegelglatt polieren! Es erscheint zunächst eigenartig, aber dies würde dazu führen, dass der Schlitten gebremst wird. Das liegt daran, dass der Schnee unter dem Gewicht des Rodels gepresst wird und sich ein dünner Wasserfilm zwischen der Stahlschiene und der Schneeschicht bildet. Bei einer ganz glatten Schiene saugt dieser Wasserfilm nun den Schlitten an und bremst ihn.
Man kann sich das vorstellen wie bei zwei Glasscheiben, zwischen denen sich Wasser befindet: Die Scheiben saugen sich so aneinander fest, dass man sie nur mit Mühe voneinander lösen kann. Durch eine etwas grobere Körnung des Schleifpapiers bleiben dagegen winzige Unebenheiten, sodass sich zwischen Schiene und Schnee immer etwas Luft befindet. Der Wasserfilm kann den Schlitten nicht ansaugen, und man saust mit Spitzentempo bergab.
3. Schritt: Bemalen
Ob roter Blitz oder Tigerentenmuster: Gleich noch mehr Spaß macht es, mit einem selbstbemalten Schlitten die Rodelbahn hinab zu fahren. Am besten nimmt man Einkomponenten-Holzlack – er ist elastisch und blättert nicht so schnell ab. Damit die Farbe auch wirklich gut hält, raut man als erstes das Holz mit 180er Schleifpapier leicht an. Dann den feinen Staub entfernen – schon kann die Pinselei losgehen. Wer will, kann nach dem Trocknen der Farbe das gesamte Werk noch mit Klarlack überziehen.
4. Schritt: Signallichter
Viele Rodler tragen in der Dämmerung Stirnlampen. So können sie während des Aufstiegs den Weg beleuchten, haben dabei die Hände frei, um den Schlitten zu ziehen und werden außerdem von anderen Fahrern gut gesehen. Man kann aber auch direkt am Schlitten Signallichter befestigen. Hierfür eignen sich günstige Knicklichter, die mehrere Stunden brennen und mit ein paar Kabelbindern schnell befestigt sind.
Inzwischen gibt es auch batteriebetriebene LED-Leuchtschnüre in verschiedenen Farben, mit denen man den Schlitten schnittig frisieren kann, vor allem wenn er hauptsächlich für langsamere Fahrten oder zum Ziehen kleinerer Kinder genutzt wird.
Tipp: Für Spaß und Sicherheit sorgen auch Glöckchen, Hupen oder alte Fahrradklingeln, die man an den Streben des Schlittens festbinden oder anschrauben kann.
5. Schritt: Sitzfläche
Wie wäre es, den harten Holzschlitten aufzupolstern? Damit man bei der Abfahrt keinen nassen Po bekommt, benötigt man hierfür eine alte Iso- oder Schaumstoffmatte sowie wasserabweisenden Stoff, etwa eine schön gemusterte Wachstischdecke.
Zuerst schneidet man ein Schaumstoffstück in der Breite des Schlittens auf die gewünschte Polsterlänge zu. Der Wachstuch-Bezug erhält dieselbe Form, mit einer Zugabe von mindestens 20 Zentimetern an jeder Seite. Nun befestigt man zuerst das Wachstuch, indem man an der schmalen Seite einen 10-Zentimeter-Streifen einschlägt und ihn dort, wo das Sitzpolster beginnen soll, oben auf den Holzlatten festtackert. Wer keinen Tacker besitzt, kann auch flachköpfige kleine Holznägel nehmen. Nun schiebt man den Schaumstoff hinein, dreht den Schlitten um und befestigt auf ähnliche Weise das hintere Wachstuchende, diesmal auf der Unterseite der Holzlatten. Als letztes schlägt man die Seiten um.
Aber Vorsicht: Das Tuch nicht gleich an der äußeren, sondern besser an der zweiten Latte befestigen, damit man sich beim Schlittenfahren und Festhalten nicht die Finger aufratschen kann! Falls Streben von der Unterkonstruktion des Schlittens im Weg sind, spart man sie einfach aus, indem man das Wachstuch entsprechend zurecht schneidet.
Tipp: Besonders mollig, aber nässeempfindlich, ist ein Schafsfell als Schlittenauflage.
6. Schritt: Rodelgurt
Bei normalen Holzschlitten wird oft nur ein einfaches Seil an der Querstrebe angebunden. Dabei kann man dem Schlitten gerade hier eine persönliche Note verpassen. So kann man aus dünneren Kordeln einen Gurt in den Lieblingsfarben flechten. Oder man nimmt ein breites Gurtband und stickt den eigenen Namen mit lustigen Motiven ein. Dekorative Zierknoten oder eingeknotete bunte Flatterbänder können selbst ein einfaches Hanfseil verschönern.
Mit dem Gurt zieht man den Schlitten aber nicht nur den Berg hinauf, beim echten Rodel wird er auch zum Lenken genommen. Zu diesem Zweck sollte man ihn nicht mittig, sondern jeweils links und rechts an der Kreuzung von Kufenspitze und vorderer Querstrebe befestigen. Die passende Länge des Gurtes variiert dabei je nach Schlittenmodell.
Grundsätzlich sollte das Gurtende nach dem Anknoten knapp über die Sitzfläche reichen. So kann man sowohl in aufrechter Sitzposition als auch in Rückenlage noch gut am Gurt ziehen und die Rodel lenken.
Tipp: Wenn der Rodelspaß vorbei ist, sollte man den Schlitten an einem kühlen, trockenen Ort lagern – am besten kopfüber auf der Sitzfläche. Auf keinen Fall den Schlitten einseitig anlehnen oder mit Gegenständen belasten, da sich sonst das Holz verzieht!
Um zu erfahren, wie Ihr mit Eurem "neuen" Schlitten optimal Fahrt aufnehmt, lest hier unsere Top 5-Rodel-Tipps!