Wir pflanzen eine Wildhecke!
Wir waren auf einer Kuhkoppel. Dort haben wir diesmal aber nicht wortwörtlich "auf die Kacke" gehauen, sondern eine Hecke gepflanzt. Warum unser Buch über Redewendungen daran trotzdem nicht ganz unschuldig ist
Der letzte Märzschnee ist noch nicht ganz weggetaut, doch die Sonne wärmt uns als wir mit Spaten, Gummistiefeln und Gartenhandschuhen bewaffnet auf Gut Haidehof in Wedel eintreffen. Vor uns liegt eine typische Kuhweide. Nur zwei Dinge stechen ins Auge: vorne ein paar Folientunnel und angelegte Beete und ganz hinten auf der Wiese ein kleiner Pavillon mit der Aufschrift "Heckenretter".
Hier soll sie also entstehen: unsere WARUM!-Hecke, mit der wir das bei der Produktion unseres Buches "Warum der Ohrwurm einen Frosch im Hals hat" entstandene CO2 ausgleichen wollen. Wir sind gespannt, was uns erwartet!
In grüner Heckenretter-Warnweste begrüßt uns Alexandra Werdes, unsere ehemalige Chefredakteurin und Gründerin des gemeinnützigen Verein. Mit "ihren" Heckenrettern hat sie sich zur Aufgabe gemacht, die Bedeutung von Wildhecken – oder Knicks, wie wir hier in Norddeutschland sagen – wieder ins öffentliche Bewusstsein zu rücken. Dafür pflanzt sie mit ihrem Team aus Freiwilligen in der Metropolregion Hamburg Wildhecken und leistet damit einen aktiven Beitrag zum Natur- und Artenschutz direkt vor unserer Haustür.
Denn Hecken sind echte Klimaschützer. Sie binden, ebenso wie Bäume, dauerhaft Kohlenstoff, der in Verbindung mit Sauerstoff das umwelt- und klimaschädliche Treibhausgas Kohlendioxid (CO2) bildet. Mit mehr Bäumen und Sträuchern können wir dem menschengemachten Klimawandel also zumindest ein Stück weit entgegensteuern. Durch Photosynthese entziehen die Pflanzen der Atmosphäre den übermäßigen Kohlenstoff wieder, den wir mit unseren Fabriken, Kohlekraftwerken und Autos in die Luft gepustet haben.
Auch wir wollen der Natur heute etwas zurückgeben. Denn auch bei der Produktion unseres Buches wurde CO2 verbraucht und zwar umgerechnet auf alle 3.000 hergestellten Exemplare etwa sechs Tonnen. Daher sind wir mit einem Team aus acht Erwachsenen und sieben Kindern im Alter von zwei bis 12 Jahren in Wedel angerückt, um uns mal wortwörtlich selbst "die Hände schmutzig zu machen" und hier "unsere" Hecke zu pflanzen.
Und, während mein Mann unseren Vierjährigen noch aufklärt: "Das ist ein Maulwurfshaufen und das ist ein Kuhhaufen", legt Alex auch direkt los und führt uns ein in die Geheimnisse und verborgenen Talente der noch so unscheinbaren Sträucher, die einmal eine dichte Hecke werden sollen. "Wildhecken haben für die Natur viele Vorteile, zum Beispiel sind sie wichtige Nahrungsquelle für Vögel und andere heimische Wildtiere", erklärt sie.
Dann geht es an die Strauchkunde: Wir pflanzen heute Pfaffenhütchen, Holzbirne, Holzapfel, Traubenkirsche, Faulbaum und Hundsrose. Viele dieser Heckenpflanzen sind ein bisschen in Vergessenheit oder sogar Verruf geraten, sagt Alex: "Zum Beispiel, weil sie für uns Menschen in allen Pflanzenteilen giftig sind, wie dieses Pfaffenhütchen. Aber die meisten Früchte schmecken so bitter, dass niemand davon freiwillig eine größere Menge essen würde." Außer bestimmte Tierarten, für die eine solche Hecke (über-)lebenswichtig sein kann: "Das Pfaffenhütchen wird auch 'Rotkehlchenbrot' genannt", erzählt Alex uns. Keine Frage also, wer da gerne mal ein bisschen an den exotisch aussehenden Früchten nascht!
Nun ist Pflanzen angesagt! Am Rand der Wiese ist der Pflanzbereich schon abgesteckt, ein Pflanzplan liegt bereit. Alex zeigt uns, wie wir den Strauch in die Erde bringen müssen, damit er auch gut anwächst. Um sechs Tonnen CO2 auszugleichen, müssen wir eine eine fünf Meter breite und 32 Meter lange Hecke pflanzen.
Doch zunächst heißt es, anderen Pflanzen Herr zu werden. Pieksige Brombeerranken erschweren uns die Arbeit, letztlich ist der "etwas anspruchsvolle Untergrund" wie uns Alex den Boden hier angepriesen hat, aber doch kein so großes Problem und jeder Strauch findet seinen Platz.
Schnell haben wir die Arbeitsschritte verinnerlicht: "Abstand abmessen, Loch buddeln, Pflanze rein, Erde wieder drauf und Feststampfen." Auch die Kleinsten finden ihre Aufgabe. Am Ende noch gut einwässern und nun kann unsere Hecke wachsen und über viele Jahre hinweg ihren Beitrag zum Klimaschutz leisten.
Wir lassen den schönen Tag an der frischen Luft unter dem Heckenretter-Pavillon mit Holunderpunsch, Kuchen und Pizza-Schnecken ausklingen – und fahren mit einem richtig guten Gefühl nach Hause!
Weiterlesen: Mehr über die Heckenretter erfahrt Ihr in unserem Interview mit Alex!