Können Tiere lügen?

Wir Menschen tun es sogar mehrmals am Tag: die Unwahrheit sagen. Aber wie sieht es mit Tieren aus? Können die auch lügen?

Kinderfragen
Von Warum!-Redaktion, 05.12.2017 0 Kommentare

Lügen bedeutet, bewusst die Unwahrheit zu sagen. Wer jetzt meint, Tiere könnten nicht sprechen, also können sie auch nicht lügen, macht es sich aber zu einfach. Denn viele Tiere legen Verhaltensweisen an den Tag, mit denen sie Feinde oder Artgenossen in die Irre führen – und das ist sehr nah dran am Lügen.

Dass auch im Tierreich getrickst wird, steht außer Frage: Raupen täuschen vor, ein Blatt zu sein, gelb-schwarz-gestreifte Fliegen tun so, als seien sie gefährliche Wespen. Doch bei diesen Täuschungen geht es ums Aussehen, und das ist angeboren. Es ist keine bewusst gewählte Strategie, um andere zu betrügen. Auch bei der Amsel-Mutter, die vortäuscht, sie hätte einen gebrochenen Flügel und so die Aufmerksamkeit der Katze auf sich selbst und vom Nest ablenkt, könnte es sich um ein angeborenes Verhalten handeln, das bei Gefahr instinktiv eingesetzt wird.

Aber was ist mit der Kohlmeise, die den Ruf eines Sperbers nachahmt, sodass sich alle anderen Meisen in Sicherheit bringen – und sie selbst die leckeren Körner allein aufpicken kann? Werden hier nicht Artgenossen gezielt in die Irre geführt, also belogen? Solche Verhaltensweisen lassen sich nicht so leicht als angeboren abtun, ganz genau wissen kann man es aber nicht. Wissenschaftler*innen sind jedenfalls vorsichtig, von Lügnern im Tierreich zu sprechen. Denn Lügen setzt Selbstbewusstsein voraus – die Fähigkeit, sich in andere hineinzuversetzen und sich vorzustellen, wie diese auf ein bestimmtes Verhalten reagieren. Selbst Menschen können deshalb erst ab einem Alter von etwa vier bis fünf Jahren lügen.

Unter den Tieren traut man dies am ehesten Affen zu: So wurde der Pavianjunge Paul dabei beobachtet, wie er eine Paviandame um frisch ausgegrabene Knollen betrog: Er setzte sich einfach neben sie und fing laut an zu jammern. Das rief sofort seine Mutter auf den Plan, die als einzige Bedrohung die Paviandame ausmachte und sie verjagte. Ob Paul nach dem Verspeisen der Knollen das schlechte Gewissen plagte – auch darüber lassen sich nur Vermutungen anstellen.

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