Können Vögel im Fliegen schlafen?
Zugvögel müssen auf ihren langen Flügen weite Strecken zurücklegen. Forscher*innen haben herausgefunden, wie sie es dabei mit dem Schlafen machen
Es ist kaum zu glauben, aber Vögel können tatsächlich im Fliegen schlafen! Meist schalten sie dabei aber nur eine Gehirnhälfte ab. Das heißt, ein Auge bleibt offen – und der Vogel so weit wachsam, dass er Hindernissen ausweichen kann. Allerdings können Vögel beim Fliegen auch mit dem ganzen Gehirn schlafen, ohne dabei vom Himmel zu fallen.
Das haben Forscher*innen des Max-Planck-Instituts herausgefunden, die Gehirnströme von Fregattvögeln auf den Galapagosinseln mithilfe eines kleinen Gerätes überwacht haben. Wenn beide Gehirnhälften "abgeschaltet" waren, dauerte die einzelne Schlafphase jedoch stets nur wenige Minuten. Außerdem schliefen die Vögel nur nachts – am Tag blieben sie stets ganz wach.
Häufiger beobachteten die Wissenschaftler*innen jedoch, dass die Fregattvögel nur eine Gehirnhälfte ruhen ließen. Und zwar vor allem dann, wenn sie die Thermik (aufsteigende Warmluftströme) nutzten, um sich in die Höhe zu schrauben. Das Auge in Flugrichtung blieb geöffnet, während die zum anderen Auge gehörende Gehirnhälfte schlief.
Steckbrief: Prachtfregattvogel
- Größe: bis 1,1 m
- Spannweite: bis 2,5 m
- Merkmale: schwarzes Gefieder; langer, kräftiger Schnabel; schmale, spitze Flügel; langer, gegabelter Schwanz; unverwechselbar ist der rote Kehlsack beim Männchen; Weibchen sind heller und größer
- Vorkommen: Mittel- und Südamerika; Galapagos- und Kapverdische Inseln; selten in Europa
- Nahrung: Fische, Tintenfische, junge Schildkröten, Eier und Küken
Insgesamt schliefen die Vögel in der Luft durchschnittlich nur 42 Minuten innerhalb von 24 Stunden. Das ist deutlich kürzer als an Land, wo ihre tägliche Schlafzeit über zwölf Stunden beträgt und die einzelnen Episoden länger und tiefer sind. Wie die Vögel den daraus entstehenden Schlafmangel ausgleichen, ist bisher noch ungeklärt.