Warum sind Quallen so glibberig?
Eine Qualle ist ein komisches Tier. Vor allem, weil sie so glibschig ist. Wir erklären, warum das so ist und zeigen Euch die häufigsten Quallenarten an Nord- und Ostsee
„Ihhh, ist das glibschig!“, hört man im Sommer am Ostsee-Strand immer wieder. Damit meinen die Kinder nicht Mamas eingecremten Rücken, sondern die vielen angeschwemmten Ohrenquallen. Klar, dass solche Tiere nicht gerade viele Sympathiepunkte sammeln. Und dann tun manche von ihnen auch noch richtig weh, wie zum Beispiel die Feuerqualle. Was die Tiere so glibberig macht, ist eine steife Masse, die das Skelett ersetzt. Denn eine Qualle besteht sonst hauptsächlich aus Wasser.
Aber auch die harmlosen Exemplare sind völlig unterschätzte Meerestiere. Denn Quallen sind in der Evolutionsgeschichte echte Überlebenskünstler: Sie bewohnten die Meere schon vor 600 Millionen Jahren – lange bevor es Dinosaurier gab. Ihr Erfolgsrezept? Ihr Bauplan! Wären sie ein technisches Gerät, würde man sagen: „Kein überflüssiger Schnick-Schnack.“
Die filigranen Wesen bestehen zu 98 Prozent aus Wasser. Zwischen der äußeren und inneren Hautschicht befindet die Mesogloea. Diese Gallertmasse dient als Stützschicht, ersetzt das fehlende Skelett und fungiert als Auftriebshilfe.
Euren Kindern könnt Ihr erzählen, dass manche Quallen über Superkräfte verfügen: Streicht man sie durch ein Sieb, wachsen die Einzelteile wieder zusammen – das Tier ist also quasi unsterblich! Denn nicht nur ohne Skelett kommt die Qualle aus, sie besitzt auch kein Gehirn, keine echten Muskeln, kein Blut und kein Herz!
Und was ist mit den Gefühlen? Dazu sagt Dr. Gerhard Jarms, Quallen-Experte an der Universität Hamburg: „Die Tiere merken es nicht, wenn Kinder sie am Strand malträtieren – ihnen fehlt ein Bewusstsein.“ Etwas mehr Respekt haben sie dennoch verdient.
Steckbrief: Quallen an Nord- und Ostseeküste
- Ohrenqualle: Man erkennt sie ganz leicht an den vier Ringen in ihrem durchsichtigen Schirm. Dabei handelt es sich nicht wie man früher dachte um Ohren (daher ihr Name), sondern um die Fortpflanzungsorgane. Die ungefährlichen Tiere sind echte Kosmopoliten – sie sind in fast allen Weltmeeren zu Hause.
- Feuerqualle: Sie sorgt an unseren Küsten für die meisten schmerzhaften Vernesselungen. Feuerquallen werden bis zu 50 Zentimeter groß und kommen besonders häufig im Spätsommer in Nord- und Ostsee vor. Man erkennt sie an der gelb-orangenen Farbe und den langen Tentakeln, die ausgebreitet im Wasser an eine Löwenmähne erinnern. Im Fachjargon heißen sie deshalb auch Gelbe Haarquallen.
Kompassqualle: Diese Art ist leicht an den V-förmigen Streifen, die von der Mitte zum äußeren Rand laufen, zu erkennen. Mitsamt ihren Tentakeln kann sie eine Länge von zwei Metern erreichen! Eigentlich lebt sie im Mittelmeer und Atlantik, aber immer öfter verirrt sie sich auch in die Nordsee. Auch wenn sie sehr hübsch anzuschauen ist: Nicht anfassen – sie kann sehr schmerzhaft nesseln!
- Blaue Nesselqualle: Sie sieht der Feuerqualle sehr ähnlich, ist aber leicht durch ihre blaue Farbe zu unterscheiden. Dennoch ist auch bei ihr Vorsicht angebracht: Ihr Gift schmerzt nicht so stark, wie das der Feuerqualle, kann aber trotzdem brennen. Begegnen kann man der Blauen Nesselqualle im nördlichen Atlantik sowie der Nord- und Ostsee.